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Es gibt nach dieser Arbeitsthese zwei Gestaltungsweisen
und entsprechendes Material für ihre Übertragung in die physisch sichtbare
Welt. Beide unterscheiden sich fundamental.
Die eine ist die Vorstellung von einer stabilen Form
und ihrer Beständigkeit. Diese Einstellung wird in autoritären
Gesellschaften als Ziel vorgegeben und darf nicht in Frage gestellt werden.
Die Inhalte sind lernbar und überprüfbar.
Die andere Vorstellung orientiert sich an der
Weltrealität, in der es nichts Unveränderliches gibt und in der Prozesse
ablaufen. Dieses Aktions-Reaktionsgeschehen kann nicht eins-zu eins
übertragen, gelernt und entsprechend geprüft werden. Es vollzieht sich in
der Zeit und hat eine Vergangenheit, ein Jetzt und eine Zukunft.
In der Erziehung haben beide ihren Platz und
Stellenwert, sie sind jedoch nicht austauschbar.
Das bisher Beschriebene wird noch einmal
zusammengefasst in einer grafischen Schwarz-Weiß- Darstellung.
Hier werden 6 unterschiedliche Verhaltenspositionen
gezeigt, die zentrale Rollen in der Kultur widerspiegeln.
Große schwarze Fläche in Kreisform, die auf Weiß liegt.
Eine Ich-Konstruktion von Schwarz, die Weiß zur Selbstdarstellung benutzt.
Autoritär.
Schwarz- Weißes Schachbrett. Es zeigt ein angeblich
demokratisches Verhalten, alle Elemente sind gleich vertreten. Es ist aber
eine Schein-Demokratie, da alle Elemente die gleiche Form haben und auch
gleich ausgerichtet sind. Militärparade.
Die dritte Situation zeigt das wahre Gesicht von
autoritärem Verhalten. Weiß wird von Schwarz eingekesselt zu einem kleinen
Etwas und in seiner Form Schwarz angepasst.
Die vierte Situation ist wesengegensätzlich zu den
ersten drei. Während die ersten drei Situationen ausgebaut, stabilisiert und
auch gelernt werden können ist dies bei den nächsten drei Situationen nicht
möglich. Weiß beginnt sich in der Schwarzumklammerung selbstständig zu regen
und nimmt eine andere Form an. Je größer Weiß wird, umso kleiner wird der
Schwarzanteil und gefährdet damit die Schwarz-Existenz.
Dies wird in Darstellung 5 noch deutlicher. Weiß hat
sich zu einem gleichberechtigten Partner oder Gegner von Schwarz
emanzipiert, Es kann den Handlungsverlauf mitbestimmen, Jetzt haben wir eine
echte demokratische Situation.
Wenn alle Komplexe in Aktion-Reaktion miteinander oder
gegeneinander getreten sind, dann haben wir eine lebendige Gesellschaft.
Dies zeigt die Situation sechs.
Versuchen Sie die grafischen Darstellungen mit den
folgenden Kinderbildern in eine entsprechende Übereinstimmung zu bringen und
es wird begreifbar, warum dieses Schreiben verfasst wurde.
Kinderbilder
Im Folgenden werde ich Ihnen Bilder von 3 Kindern
vorstellen aus einer 1. und 2. Grundschulklasse – die Kinder waren demnach 7
und dann 8 Jahre alt. Material: 12 Farben aus dem Deckfarbenkasten von
Pelikan. Din A 4 Zeichenblock, Haarpinsel.
Alle Bilder sind über einen Zeitraum von zwei Jahren
entstanden,
d.h. erstes Bild am Anfang des Malens und l2. Bild am
Ende des zweiten Jahres. Viele Bilder sind im Rahmen des normalen
Zeichenunterrichts entstanden. Wir, eine Gruppe von Künstlern und Erziehern,
haben daraus 12 typische Situationen ausgewählt. Die Bilder sind
chronologisch geordnet und nebeneinander gelegt, wirken sie wie ein Film.
Thema: Die Kinder sollen nur mit Farben malen, ohne etwas „Konkretes“, so
wie sie sich fühlen- welches ihre Lieblingsfarben sind und Farben, die sie
nicht so mögen und was die Farben untereinander so machen – wie die Kinder
in der Klasse.